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Große Ost-Ausschuss-Delegation in Kasachstan

AIFC/Astana International Financial Centre, Foto: Ost-Ausschuss, Eduard Kinsbruner
13.05.2022
Reise diente auch dem Verständnis der geopolitischen Veränderungen nach Ausbruch des russischen Krieges gegen die Ukraine

Die geopolitische und wirtschaftliche Lage in der Ost-Ausschuss-Region verändert sich. Nach dem Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine und der damit verbundenen Einführung von Sanktionen bereiten viele Unternehmen derzeit ihren Abschied aus Russland vor. Eine Verlagerung von Produktion und Vertrieb nach Kasachstan zählt zu den möglichen Alternativen. Entsprechend groß war das Interesse an der Delegationsreise des Ost-Ausschusses, die vom Ost-Ausschuss-Vorstandsmitglied Manfred Grundke (Knauf AG) und Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms geleitet wurde.
 
Über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer flogen vom 10. bis 12. Mai in die Hauptstadt Nur-Sultan. Es war die erste, große Ost-Ausschuss-Delegationsreise seit Beginn der Corona-Pandemie vor zwei Jahren. Seitdem ist viel passiert. Kasachstan hat selbst eine Phase der Unruhen zu Jahresbeginn hinter sich. Das Land bemüht sich, die danach eingeleiteten Reformen zu beschleunigen und als stabiler Partner in Zentralasien anerkannt zu werden. 

Briefing der Botschafterin

Der erste Reisetag begann traditionell mit einem Briefing durch die deutsche Botschafterin Monika Iwersen. In ihrem Briefing zog die Botschafterin eine Bilanz der aktuellen Reformen der kasachischen Regierung. Nach den Unruhen im Januar hatte der kasachische Präsident Qassym-Schomart Toqajew sowie die kasachische Regierung weitreichende politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Reformen angekündigt. 
 
Ein Ergebnis dieser Bemühungen sei die weitere Liberalisierung der Wirtschaft. Staatliche Monopole im Eisenbahnwesen und für das Recycling von Rohstoffen seien beseitigt worden. Noch sei aber angesichts gemessen an den kasachischen Ambitionen eine Wegstrecke zurückzulegen. Auch die derzeitige Lage in der Ukraine, die Russlandsanktionen sowie ihre Auswirkungen auf Kasachstan waren Thema des Briefings.
 
Im Anschluss daran konnten die Delegationsteilnehmer die einzelnen Institute des Astana International Financial Center kennenlernen, das 2017 zur EXPO in Astana errichtet worden war. Besonders beeindruckte die Delegation das dort ansässige internationale Gericht, an dem ein an das englische Common Law angelehntes Recht angewandt wird.
 
Der zweite Tag begann mit der 34. Sitzung des Berliner Eurasischen Klubs unter Beteiligung der kasachischen Regierung und Unternehmern. Hier ging es um die Umsetzung von Reformen für die kasachische Wirtschaft und bestehende Herausforderungen. Mit ihren Reformen möchte die Regierung erreichen, dass die wirtschaftliche Entwicklung des Landes möglichst der Bevölkerung in ihrer ganzen Breite zugutekommt. Gleichzeitig wird ein schneller Übergang von einer rohstoffbasierten zu einer produzierenden Wirtschaft angestrebt. Hier setzt die kasachische Regierung auch stark auf Lösungen und Produkte deutscher Unternehmen. Der stellvertretende kasachische Außenminister Roman Vassilenko sprach selbst in seiner Rede die angestrebte Transformation des Energiemarktes hin zu erneuerbaren Energien an. Auch hier setzte Kasachstan auf deutsches Know-how und Technologie und möchte im Gegenzug mittelfristig grünen Wasserstoff nach Europa liefern.
 
Erneuerbare Energien, aber auch Landwirtschaft, Logistik und Transport sowie Digitalisierung standen im Mittelpunkt des Deutsch-Kasachischen Wirtschaftsforums, das abschließend am 12. Mai von Ost-Ausschuss, AHK Zentralasien, dem kasachischen Außenministerium und KasakhInvest in der kasachischen Hauptstadt organisiert wurde. Hauptredner war der Erste stellvertretende Premierminister Roman Sklyar. Deutsche Unternehmen wie Linde, SAP, Knauf und EOS GmbH konnten dabei ihre innovativen Lösungen präsentieren und von ihren Erfahrungen berichten.
 
Im Rahmen des Forums wurden von Delegationsmitgliedern elf Absichtserklärungen über eine Gesamtsumme von 200 Millionen US-Dollar unterzeichnet, vor allem im Bereich der produzierenden Wirtschaft. Mehrere Unternehmen planen den Neuaufbau einer Produktion in Kasachstan.
 
Der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses Michael Harms geht nach der Delegationsreise davon aus, dass eine Reihe deutscher Unternehmen ihr Geschäft aus Russland Richtung Kasachstan verlagern wollen. Gedacht sei dies nicht als Notlösung, sondern als langfristiges Investment. Deutsche Unternehmen könnten Kasachstan als Basis für ihr weiteres Engagement in ganz Zentralasien, im Kaspischen Raum und Richtung Indien und China nutzen.

Eduard Kinsbruner, Regionaldirektor Zentralasien im Ost-Ausschuss

Ansprechpartner

Eduard Kinsbruner
Regionaldirektor Zentralasien
T. +49 30 206167-114
e.kinsbruner@oa-ev.de

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