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Rumänien im Rampenlicht

Ost-Ausschuss-Delegation im Gespräch mit Premier Ciuca. Foto: L. Achim/Rumänische Regierung
16.06.2022
Ost-Ausschuss-Delegation traf Premier und Wirtschaftsminister/ Rumänien setzt auf Ausbildung und Digitalisierung

Der Krieg in der Ukraine hat das Nachbarland Rumänien verstärkt ins Rampenlicht gerückt. Rumänien kommt als militärischer Vorposten, Aufnahmeland für Flüchtlinge und für die Umleitung ukrainischer Agrarexporte besondere Bedeutung zu. Das Land will sich zudem sowohl als Alternativstandort zu Russland und Belarus, als auch im Rahmen des globalen Nearshorings positionieren. Dazu sollen die Stärkung des Bildungssystems unter anderem durch mehr duale Ausbildungen, die technologische und digitale Transformation sowie die Diversifizierung der Energieversorgung beitragen. Dazu kann Rumänien aus dem laufenden EU-Haushalt und dem Wiederaufbaufonds bis 2027 rund 80 Milliarden Euro verwenden. Bei Investitionen setzt das südöstliche EU-Mitglied auf eine enge Kooperation mit der deutschen Wirtschaft.

Digitalbranche gewinnt weiter an Bedeutung

Rumänien ist schon heute der wichtigste Handelspartner Deutschlands in Südosteuropa. Das Volumen der gehandelten Waren erreichte 2021 mit 33 Milliarden Euro erneut einen Rekordwert und stieg damit um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach Schätzungen der Deutsch-Rumänischen Industrie- und Handelskammer (AHK Rumänien) sind rund 7.200 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung im Land aktiv und haben dort mehr als 250.000 Arbeitsplätze geschaffen. Neben der Automobilindustrie gewinnt dabei der IT-Sektor zunehmend an Bedeutung. So hat die Deutsche Telekom gerade ein Digital Hub in Bukarest eröffnet, und die Metro AG unterstützt unter anderem aus Rumänien die Digitalisierung des Einzelhandels.

Um neue Kooperationsmöglichkeiten auszuloten und aktuelle Themen in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen anzusprechen, reiste eine Unternehmerdelegation des Ost-Ausschusses unter der Leitung von Vorstandsmitglied Philipp Haußmann und Thomas Narbeshuber, Sprecher des Länderarbeitskreises Südosteuropa, am 16. Juni nach Bukarest. Auf dem Programm standen hochrangige politische Gespräche mit Premierminister Nicolae-Ionel Ciuca, Wirtschaftsminister Florin Spataru und Lucian Rus, Staatssekretär im Ministerium für Unternehmertum und Tourismus. Am Morgen gab es zudem ein Treffen mit dem deutschen Botschafter Peer Gebauer.

Premier beeindruckt von deutschen Investitionen

Premier Ciuca nahm sich viel Zeit für die Delegation und würdigte den „hohen Wert der deutsch-rumänischen Beziehungen.“ Der Premier hat selbst einige deutsche Investitionen in Rumänien besucht und zeigte sich beeindruckt, auch vom regionalen Engagement deutscher Unternehmen etwa bei deren Kooperation mit lokalen Bildungsstätten. Solche lokalen Ansätze sollten seiner Meinung nach auf die nationale Ebene übertragen werden. 

Wie in Deutschland steht auch in Rumänien der Umbau des Energiesystems ganz oben auf der Tagesordnung. Obwohl Rumänien weniger auf russisches Gas angewiesen ist als viele Nachbarländer unterstrich Cuica den Bedarf, neue Energieressourcen zu finden und Lieferketten umzubauen. Die Regierung setzt dabei sowohl auf Erneuerbare Energien, als auch auf Kernkraft und die eigene Gasförderung. Anfang Juni hatte das Land erste Erdgasmengen aus einem neu erschlossenen Feld im Schwarzen Meer bezogen. In fünf Jahren will Rumänien völlig unabhängig von russischer Energie werden.

Seit Kriegsbeginn sind bereits über eine Million ukrainische Flüchtlinge über die gemeinsame Grenze gekommen. Rund 4.000 davon sind inzwischen fest angestellt. Um die Engpässe beim Export ukrainischen Getreides zu beseitigen, plant die Regierung die Erhöhung der Logistik- und Abfertigungskapazitäten zum und im rumänischen Schwarzmeer-Hafen Constanta als Alternative zu Odessa, aber auch die Erleichterung des Transits durch das Nachbarland Moldau. Weitere Themen des Treffens waren Fragen der steuerlichen Rahmenbedingungen sowie der Standards und Ausschreibungen im IT- und Bildungssektor.

„Technologische Transformation“

Auch bei der Begegnung mit Wirtschaftsminister Florin Spataru standen die technologische Transformation, die Sicherheit der Energieversorgung und die Verfügbarkeit von Fachkräften im Zentrum. Rumänien befinde sich in einer „technologischen Transformationsphase“ mit dem Ziel, seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Vorteile Rumäniens seien die zunehmende Energieunabhängigkeit und gut ausgebildete Arbeitskräfte. Zwar gebe es dort durchaus Engpässe, doch kehrten inzwischen auch Rumänen in das Land zurück. Im Energiebereich will Spataru die Industrie- mit einer Wasserstoffstrategie verbinden, die die Nutzung von Wasserstoff definiert. 

Um Fachkräfteverfügbarkeit, Berufsausbildung und Digitalisierung drehte sich auch das Gespräch mit Staatssekretär Lucian Rus vom Ministerium für Unternehmertum und Tourismus. Er ermunterte deutsche Unternehmen, stärker in anderen Regionen als Transsilvanien zu investieren. Vorausgegangen war den politischen Gesprächen ein Briefing mit Botschafter Gebauer, an dem auch Sebastian Metz, CEO der AHK Rumänien, teilnahm. Am Abend schloss das stimmungsvolle Sommerfest der AHK Rumänien, die in diesem Jahr 20 Jahre alt wird, die Delegationsreise ab.

Christian Himmighoffen, Leiter Presse und Kommunikation

Ansprechpartner

Anja Quiring
Regionaldirektorin Südosteuropa
T. +49 30 206167-130
A.Quiring@oa-ev.de

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