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Ost-Ausschuss trifft Premierministerin Natalia Gavrilița

Premierministerin der Republik Moldau Natalia Gavrilița
06.04.2022
Arbeitsfrühstück im Berliner Capitol Club thematisiert Auswirkungen des Krieges in der Ukraine/ Kooperationschancen bei Energie, Agrar, Automotive und Digitalisierung

Energie, Agrarwirtschaft, Automotive – diese Themen standen im Mittelpunkt eines Arbeitsfrühstücks, das der Ost-Ausschuss und die German Agribusiness Alliance am 6. April 2022 zu Ehren der moldauische Premierministerin Natalia Gavrilița organisierten. Im Gespräch mit Mitgliedsunternehmen beschrieben Gavrilita, ihr Stellvertreter und weitere Kabinettsmitglieder die enormen Kraftanstrengungen ihres Landes angesichts des russischen Krieges gegen die Ukraine.

Gavrilița hielt sich aus Anlass einer Geberkonferenz in Berlin auf, die das Auswärtige Amt, Frankreich und Rumänien für Moldau organisierten. Das Land hat gemessen an seiner Bevölkerung von 2,6 Millionen Einwohnern in Europa mit Abstand die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Aktuell halten sich noch 100.000 von ihnen in Moldau auf. Deutschland hat angeboten, 2500 von ihnen auszufliegen. An dieser Hilfsaktion beteiligen sich auch deutsche Unternehmen. Gleichzeitig steht Moldau aufgrund steigender Preise für Energie und Nahrungsmittel unter einem hohen wirtschaftlichen Druck. Im Rahmen der Geberkonferenz für die Republik Moldau wurde ein 695 Millionen Euro schweres Hilfspaket geschnürt. Deutschland stellt dabei einen Ungebundenen Finanzkredit (UFK) in Höhe von 50 Millionen Euro bereit.

Zentrales Thema der Runde mit der deutschen Wirtschaft im Berlin Capital Club unter der Leitung von Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms waren die Möglichkeiten und Potenziale, Moldau noch näher an die Europäische Union heranzuführen. Auch Unternehmensanliegen konnten in diesem Rahmen thematisiert werden.

Insbesondere in den Branchen Agrarwirtschaft, Automotive-Zulieferwirtschaft und Digitalisierung haben deutsche Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits Chancen in Moldau ergriffen. Das beeindruckende Wachstum des Moldova IT-Parks ist dafür nur ein Beispiel. Deutsche Unternehmen arbeiten seit einiger Zeit auch im Bereich Einkauf mit moldauischen Akteuren zusammen. Die Produktion von Komponenten oder Elektronikbauteilen wird zunehmend zu einem Erfolgsfaktor im Land. Weit oben auf der Agenda rangieren daneben auch die Themen Diversifizierung von Energiebeschaffung, Ernährungssicherheit und Lebensmittelproduktion sowie das Thema Fachkräftesicherung. 

Die neue moldauische Regierung, seit dem Juli 2021 im Amt, hat in den letzten Monaten bereits wichtige Reformen angestoßen. So wurden soziale Verbesserungen vorgenommen und zum Beispiel die Renten verdoppelt.  Mit dem Internationalen Währungsfonds hat das Lande ein Memorandum abgeschlossen und erhält entsprechende Finanzhilfen. In der Energiepolitik ist besonders der Preis für Gas ein großes Problem. Unter anderem die Steigerung der Energiepreise hat zu einer sehr hohen Inflation von rund 20 Prozent geführt. Besonders betroffen ist Moldau von der Sperrung des ukrainischen Hafens Odessa, der ein wichtiger Export-Hub für moldauische Produkte ist. Premierministerin Gavrilița berichtete davon, dass die Regierung stark auf deregulierende Maßnahmen setzte, um den Wirtschaftsstandort Moldau insbesondere in den Bereichen IT, Lohnveredelung und Agrarwirtschaft international attraktiver zu machen. Im Bereich der Agrarwirtschaft soll unter anderem ein effizienteres Bewässerungssystem etabliert werden.

Moldau verzeichnete im Jahr 2021 ein Rekordwachstum des Bruttoinlandproduktes in Höhe von 15 Prozent. Die Energiekrise in Moldau und der Krieg in der Ukraine sowie viele Ausgaben für die Flüchtlingsarbeit werden nach Schätzungen im Jahr 2022 aber zu einem Nullwachstum führen.

Ansprechpartner

Stefan Kägebein
Regionaldirektor Osteuropa
T. +49 30 206167-113
S.Kaegebein@oa-ev.de

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