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Friedensabkommen soll Wachstumskräfte freisetzen

Hauptstadt Jerewan, Foto: A. Metz
20.03.2025
Positive Signale beim German-Armenian Business Dialogue/ Abkommen mit Aserbaidschan würde Attraktivität der Region für Investoren deutlich steigern

Beim German-Armenian Business Dialogue, organisiert vom Ost-Ausschuss, Enterprise Armenia und der DWV Armenien, standen am 20. März die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung Armeniens und die Rahmenbedingungen für ausländische Investoren im Mittelpunkt. Ein beherrschendes Thema der Online-Konferenz war auch der aktuelle Friedensprozess zwischen Armenien und Aserbaidschan, der erheblich zur wirtschaftlichen Attraktivität der Region beitragen könnte.

Friedensgespräche vor dem Abschluss

Gleich zu Beginn informierte Viktor Yengibaryan, Botschafter der Republik Armenien in der Bundesrepublik Deutschland, die rund 60 Interessierten über den Stand der Friedensgespräche zwischen Armenien und Aserbaidschan. Beide Länder befinden sich seit ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991 in einem teilweise blutigen Grenzkonflikt. In seinen Gesprächen mit Unternehmen sei das Thema Sicherheit auch deshalb immer das erste Thema, erläuterte der Botschafter. Nach drei Jahren Verhandlungen habe man sich nun auf den Text eines Friedensabkommens geeinigt, das schnellstmöglich unterschrieben werden soll. Basis für die endgültige Grenzziehung solle, wie auch von der EU gewünscht, die UN-Charta sowie eine Erklärung von Almaty aus dem Jahr 1991 sein. Auf dieser Grundlage bitte man nun den aserbaidschanischen Präsidenten um die rasche Unterzeichnung des Dokuments. Unmittelbar danach, so die Hoffnung des Botschafters, werden Armenien und Aserbaidschan reguläre diplomatische Beziehungen aufnehmen und einen direkten Grenzverkehr ermöglichen. „Ich bin optimistisch“, betonte Botschafter Yengibaryan. „Und das ist auch wichtig für deutsche Investoren in der Region.“

Ein nachhaltiger Frieden mit Aserbaidschan erhöht die Attraktivität Armeniens für ausländische Investoren, zumal dann auch eine Normalisierung der armenisch-türkischen Beziehungen realistisch wird. „Nach dem Friedensabkommen hoffen wir, dass alle regionalen Kommunikationskanäle sich öffnen“, so der Botschafter. Mit der Öffnung des Grenzverkehrs zu beiden Nachbarstaaten hätte Armenien die Chance, zu einem wichtigen Brückenland entlang des Mittleren Korridors zwischen China, Zentralasien und Europa zu werden. Armenien, unterstrich der Botschafter, werde im Rahmen dieses Friedensprojekts EU-Standards implementieren und stark in die Verbesserung seiner Infrastruktur investieren. Konkret geplant ist bereits der Bau eines logistischen Zentrums an der türkischen Grenze als Drehscheibe für Waren aus Zentralasien, China und Europa. Außerdem plant Armenien in Zukunft grüne Energie nach Georgien exportieren zu können und perspektivisch von dort auch weiter in Richtung EU. Dazu setzt man Hoffnungen in den Bau eines Unterseekabels durch das Schwarze Meer.

Drehscheibe für Goldexporte

Ricardo Giucci, Geschäftsführer von BE Berlin Economics, informierte in seinem Vortrag über die aktuelle Wirtschaftsentwicklung in Armenien. Das Land habe stark von russischen Migranten profitiert, die als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine ab 2022 ins Land geströmt sind. Vor allem der ohnehin starke IT-Sektor des Landes erhielt dadurch einen zusätzlichen Impuls. Auch im Außenhandel habe Armenien von kriegsbedingten Umlenkeffekten profitiert: Anfangs seien viele westliche Autos über Armenien nach Russland geliefert worden. Als dieser Effekt auslief, entwickelte sich Armenien zu einer Drehscheibe für Gold aus Russland, dass insbesondere in die Vereinigten Arabischen Emirate reexportiert werde. Dies sei der Hauptgrund, warum heute 55 Prozent der Importe und 40 Prozent der Exporte Armeniens auf Russland entfielen.

Giucci erwartet im laufenden Jahr für Armenien ein Wachstum von vier bis fünf Prozent, gleichzeitig bliebe die Inflation mit 2,5 bis 3 Prozent relativ moderat. „Die armenische Nationalbank macht eine exzellente Politik“, so Giucci. Positive Effekte erwartet der Experte insbesondere durch fiskalische Entlastungen, mehr ausländische Direktinvestitionen und die bereits erwähnte Öffnung von Grenzen, die den Handel erleichtert. Giucci ging auch auf das Thema Sanktionsumgehung nach Russland ein, das insbesondere internationale Banken bei Geschäften in und mit Armenien zögern lässt: Während die Lieferung gebrauchter Autos nach Russland und der Reexport russischen Goldes nicht unter die Sanktionen fielen, habe die Regierung eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt, um den Export sanktionierter Produkte nach Russland zu unterbinden.

Anreize für Investoren

Anna Hovhannisyan, Managerin für Investitionsförderung und Außenbeziehungen bei Enterprise Armenia, stellte konkret die Investitionsmöglichkeiten in Armenien vor, dessen Wirtschaft 2024 5,9 Prozent gewachsen ist. Für die Anwerbung von Investoren setze die Regierung auf jüngst vorgenommene Steuersenkungen und weitere steuerliche Anreize in Branchen wie der Landwirtschaft, dem IT-Sektor, im Verarbeitendes Gewerbe und im Tourismus. Die Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen mit europäischen und deutschen Unternehmen sei für Armenien von strategischer und vorrangiger Bedeutung. Ein Hemmnis für Investoren, so wurde in der von Meri Navasardyan (Deutscher Wirtschaftsverband Armenien) und Alena Akulich (Ost-Ausschuss) moderierten Abschlussdiskussion deutlich, sind noch die unzureichenden Flugverbindungen und das ausbaufähige öffentliche Verkehrsnetz.

Zwei Präsentationen zum German-Armenian Business Dialogue von „Invest in Armenia“ und „German Economic Team“ finden Sie am Ende dieser Seite als Download.

Andreas Metz, Christian Himmighoffen,
Presse und Public Affairs

Kontakt

Alena Akulich
Regionaldirektorin Osteuropa
T. +49 30 206167-113
A.Akulich@oa-ev.de

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