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Europäischer Green Deal darf nicht an der Ostgrenze der EU enden

v.l.n.r.: Miguel Berger, Margulan Baimukhan, Michael Harms, Foto: A. Metz
10.12.2020
Jubiläumskonferenz des BEK „Green Deal als Chance – Wachstumsimpulse für Hightech-Rohstoffe, Erneuerbare Energien und Umwelttechnologien“

Dass spannende Wirtschaftskonferenzen auch in Zeiten von Corona möglich sind, bewies am 10. Dezember die 30. Ausgabe des Berliner Eurasischen Klubs (BEK), den der Ost-Ausschuss wieder in bewährter Kooperation mit der kasachischen Botschaft organisierte. Die Jubiläumskonferenz des BEK zum Thema „Green Deal als Chance – Wachstumsimpulse für Hightech-Rohstoffe, Erneuerbare Energien und Umwelttechnologien“ fand als hybride Veranstaltung im Berliner Hotel Adlon und online statt.

40 Teilnehmer vor Ort im gebotenen Corona-Abstand sowie weitere 65 Teilnehmer an den Bildschirmen verfolgten die Eröffnungsreden des kasachischen Vize-Premierministers Roman Sklyar und des Ost-Ausschuss-Vorsitzenden Oliver Hermes (online) sowie die anschließenden Keynotes des kasachischen Vize-Außenministers Margulan Baimukhan und des Staatssekretärs im Auswärtigen Amt Miguel Berger, die beide vor Ort waren. Hermes betonte, dass ein europäischer Green Deal nicht an der Ostgrenze der EU enden dürfe. Gestärkt werden könne die europäische Wettbewerbsfähigkeit nur im Zusammenspiel mit Ländern wie Russland, der Ukraine und Kasachstan.

Staatssekretär Berger und viele weitere Redner wiesen in diesem Zusammenhang auf die einsetzende internationale Dynamik beim Thema Green Deal hin. Unter einem Präsidenten Biden würden die USA das Pariser Klimaabkommen wieder ernst nehmen und das Thema Nachhaltigkeit jetzt wieder stark fördern. Gleichzeitig gehe China mit großen Schritten voran. „Es kommt jetzt darauf an, dass wir in Europa und Zentralasien nicht den Anschluss verlieren“, so Berger. Kasachstan habe bereits mit der EXPO 2017 in Astana einen wichtigen Impuls zur Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft gegeben. Mit der großen Konferenz „Green Central Asia“ habe das Auswärtige Amt im Januar 2020 den Ball weitergespielt. „Wir sind durch Corona etwas zurückgeworfen worden, haben aber eine hervorragende Grundlage, um über die Themen zu sprechen“, so Berger. Dazu gehörten auch die vor einem Jahr vorgestellte Zentralasien-Strategie der EU und die bereits seit 2012 existierende deutsch-kasachische Rohstoffpartnerschaft.

Auch in Kasachstan hat man verstanden, dass die bisherige, stark auf der Förderung fossiler Rohstoffe basierende Wirtschaft vor einem fundamentalen Wandel steht. Deutschland sei der bevorzugte Technologiepartner bei dieser Transformation zu einer grünen Wirtschaft, betonten die Vertreter der kasachischen Regierung. Eine enge Zusammenarbeit mit Deutschland und der EU würde große Perspektiven für beide Seiten eröffnen. So bietet sich Kasachstan beispielsweise als Förderer und Lieferant von Edelmetallen an, die für die nächste Generation von Mobiltelefonen oder etwa den Ausbau der Elektromobilität dringend benötigt werden. Gleichzeitig lädt man die deutsche Wirtschaft ein, im Land zu investieren und mit effizienten Technologien zur Modernisierung der kasachischen Wirtschaft beizutragen. Vize-Außenminister Baimukhan hatte in diesem Kontext einen konkreten Vorschlag: Kasachstan wünsche sich die Ansiedlung eines deutschen Kompetenzzentrums für grüne Technologien.

In der abschließenden Podiumsdiskussion, die vom Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms moderiert wurde, skizzierten Peter Buchholz, Leiter der Deutschen Rohstoffagentur DERA und Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur dena die enorme Transformationsdynamik in der Wirtschaft durch den Green Deal  und die damit verbundenen zukünftigen Perspektiven für gemeinsame Projekte. Die großen Stärken der deutschen Wirtschaft bei der Verarbeitung von Rohstoffen und der Diversifizierung von Lieferketten könnten mit dem großen Rohstoffpotenzial Kasachstans verbunden werden, so Buchholz. In seinem Vortrag warf er einen Blick in die nahe Zukunft. Grüne Technologien für die nächste Handy-Generation oder Mobilitätslösungen von Morgen wie den Hyperloop würden einen enormen Nachfrageschub nach Metallen wie Kupfer, Aluminium oder Seltene Erden auslösen. Die deutsche Industrie schaue sich hier bereits nach neuen Lieferquellen um, Kasachstan gerate dadurch automatisch stärker in den Fokus. Kuhlmann setzte einen Schwerpunkt beim Thema Wasserstoff. Dieser werde die globalen Wertschöpfungsketten deutlich verändern. Der Abschied von Kohle, Öl und Gas könne für eine Reihe von Ländern zu einer geopolitischen Herausforderung werden, darunter auch Kasachstan. Die deutsche Wirtschaft könne dabei helfen, den Umbruch zu gestalten und die Effizienz beim Einsatz von fossilen Ressourcen zu steigern.

Zu den weiteren Panelisten, die sowohl online, als auch vor Ort an der Diskussion mitwirkten, gehörten Serikkali Brekeshev, der kasachische Vizeminister für Geologie, Ökologie und Rohstoffe, Nikolai Radostovetz, Geschäftsführer des Republikanischen Verbandes von Unternehmen im Bergbau- und Metallurgiebereich, Zhanna Kazzhanova, vom Internationalen Zentrum für grüne Technologien und Investitionsprojekte und Jochen Greinacher, Geschäftsführer des Schachtbauunternehmens Redpath Deilmann.

Mit einem gesetzten Mittagessen unter Corona-Bedingungen klang der 30. Berliner Eurasische Klub aus. Für das kommende Jahr 2021 sind wieder drei BEK-Treffen in Astana, Brüssel und Berlin geplant. Auch wenn sich das hybride BEK-Veranstaltungsformat durchaus bewährt hat, wünschte sich Moderator Michael Harms für diese wieder möglichst viele Begegnungen mit „lebendigen Menschen“ und ein Ende des coronabedingten social distancing.


Andreas Metz, Leiter Publik Affairs im Ost-Ausschuss

Ansprechpartner

Eduard Kinsbruner
Regionaldirektor Zentralasien
Tel.: 030 206167-114
E.Kinsbruner@oa-ev.de

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