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"Wirtschaft als stärkste Brücke zwischen Russland und Deutschland"

Gepräch im Kreml
01.11.2018

Sehr geehrter Herr Staatspräsident,

sehr geehrte Herren Minister,

sehr geehrte Damen und Herren,

es ist für uns eine große Ehre, heute hier mit Ihnen in Moskau zusammentreffen zu können. Im Namen des Ost-Ausschuss-Osteuropavereins der Deutschen Wirtschaft und der hier versammelten Unternehmensvertreter danke ich Ihnen daher sehr herzlich für diese Gelegenheit zum Gespräch.

Trotz aller Krisen und Konflikte hat sich bis heute die Wirtschaft als stärkste Brücke zwischen Russland und Deutschland und Russland und der EU erwiesen. Seit 2017 nimmt unser Handel wieder stetig zu, und in absoluten Größen hatten wir 2017 ein Handelsvolumen von 55 Milliarden Euro und hoffen, dass wir dieses Jahr die 60 Milliarden-Grenze wieder überschreiten können.

Zur Erinnerung, im Jahr 2012 hatten wir das Rekordergebnis von 80 Milliarden Euro, das heißt, wir sind wieder auf dem richtigen Weg.

Wir würden uns natürlich als Wirtschaft wünschen, dass das Tempo schneller laufen könnte. Ich glaube aber, dass wir auf einem guten Weg sind, gemeinsam Zukunftsprojekte umzusetzen, über die wir auch heute im Verlauf dieses Treffens reden werden.

Erst vor einem Monat sind hier in Moskau die Teilnehmer des Petersburger Dialogs zusammengekommen, um über die Zukunft der deutsch-russischen Beziehungen zu diskutieren.
Bundeswirtschafsminister Peter Altmaier, hat in seiner Rede die Vision eines gemeinsamen „europäischen Wohlstandsraums“ angesprochen.

Mehr Wachstum in Europa und Eurasien ist ein gemeinsames Ziel, an dem die EU und Russland gemeinsam arbeiten sollten. Der Ost-Ausschuss – Osteuropaverein ist sich dessen sicher und versucht deswegen Brücken zu schlagen. Wir halten es deshalb für notwendig, über gemeinsame Standards, Zertifizierungen, und Zoll- und Visa-Erleichterungen zu sprechen.

Dies wäre der erste Schritt auf dem Weg zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum von EU und Eurasischer Wirtschaftsunion. Im Interesse der nächsten Generation hoffen wir, dass diese Perspektive eines Tages realisiert werden kann.

Bei vielen großen Zukunftsfragen sind die Interessen und Herausforderungen der EU und Russland ähnlich gelagert, angefangen von einem regelbasierten Welthandel und der Stärkung der Welthandelsorganisation WTO, über nukleare Sicherheit, Rohstoffsicherheit und Klimaschutz bis hin zur großen Herausforderung, vor die uns die Digitalisierung der Wirtschaft stellt.

Eine engere Zusammenarbeit mit Russland zum Abbau von Handelshemmnissen und der Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsraums in Europa wäre gerade in Zeiten von zunehmendem Protektionismus ein starkes Zeichen.

Moderne, innovative Unternehmen aus der EU und Russland sollten gemeinsam an Lösungen arbeiten, mit denen dann ganz Europa im Wettrennen um globale Märkte mithalten kann.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass wir Europäer bei Zukunftsthemen wie Künstlicher Intelligenz, Blockchain, Autonomem Fahren, 3 D Druck, Supercomputer, Biotechnologie dringend aufholen müssen. Ich selbst arbeitete mit meinem Unternehmen „Exyte“ in diesem Bereich und kann sagen, dass Projekte zum Bau von modernen Anlagen zur Chip-Produktion insbesondere in China und den USA realisiert werden und sehr selten in Europa.

China steigt gerade zu einem globalen Wettbewerber für uns Europäer auf.

Moderne, innovative Unternehmen aus der EU und Russland sollten gemeinsam an Lösungen arbeiten, mit denen dann ganz Europa im Wettrennen um globale Märkte mithalten kann.

Ich hoffe, dass wir heute gemeinsam einen großen Schritt nach vorne schaffen können.

In den Mittelpunkt unseres Treffens wollen wir heute die fünf folgenden Themen stellen:

Entwicklung der Zusammenarbeit in der Gesundheitswirtschaft, Steigerung der Effizienz und der Arbeitsproduktivität in der Industrie, den Ausbau unserer Energiebeziehungen, gemeinsame Initiativen zur Digitalisierung der Wirtschaft sowie die Zusammenarbeit in der Agrar- und Ernährungswirtschaft.

Ich will meine kurze Rede aber nicht beenden, ohne auf große Sorgen einzugehen, die wir in unserer Zusammenarbeit haben.
 
Beim Thema der gegenseitigen Wirtschaftssanktionen ist leider noch keinerlei Bewegung zu erkennen. Die US-Sanktionen betrachten wir insgesamt mit Sorgen. Sie können sowohl Russland und darüber hinaus auch deutsche Unternehmen treffen. Schon heute wachsen bei Projekten die Schwierigkeiten, weil global aufgestellte Banken mit der Finanzierung zögern.

Leider beherrschen auch weiterhin Berichte über Cyber-Angriffe, Geheimdienstoperationen oder andere gegenseitige Vorwürfe die Schlagzeilen. Dies alles erschwert leider die Verbesserung der Situation, auf die wir hoffen und die wir anstreben.

Wir hoffen, dass ungeachtet dieser Probleme, das Projekt Nord Stream 2, das gerade im Bau ist, vollständig realisiert wird.

Nord Stream 2 ist auch deshalb so wichtig, weil in Deutschland gegenwärtig stark über Klimaziele und die Reduzierung der Braunkohleverstromung diskutiert wird. Da werden wir zusätzliches Gas – nicht nur über die Nord Stream-Pipelines, sondern auch im Transit durch die Ukraine – dringend brauchen, um unsere Klimaziele erreichen und Europa mit sauberer und günstiger Energie versorgen zu können.

Ich will hier ganz offen sagen: Der deutschen und russischen  Wirtschaft würde es deutlich besser gehen, wenn sich die politischen Beziehungen signifikant verbessern würden und wir insgesamt einen neuen Entspannungsprozess hätten.

Dazu gehören immer viele Akteure. Russland aber ist ein großes und einflussreiches Land. Es wird Sie daher nicht wundern, wenn wir glauben, dass Russland hier einen noch größeren Beitrag zu einer internationalen Entspannung leisten könnte. Darum bitten wir Sie herzlich.

Denn dies ist gut für Russland, für Europa und für die Weltwirtschaft.

Von Seiten der Unternehmen sind wir bereit, für die Festigung von Vertrauen zu arbeiten. In diesem Sinne freuen wir uns sehr auf das nächste Jahr und auf viele zukunftsweisende Projekte mit unseren russischen Partnern.

Wir wünschen uns, dass wir beim nächsten St. Petersburg International Economic Forum große neue Kooperationen verkünden können. Wir möchten hier als deutsche Wirtschaft 2019 eine herausragende Rolle übernehmen und haben große Hoffnung, dass auch die deutsche Politik dieses Forum stärker nutzen wird. 

Damit danke ich Ihnen nochmals, für dieses Treffen. Mit Ihrer Erlaubnis bitte ich nun unsere Delegationsteilnehmer um ihre Beiträge.

Vielen Dank!

Ansprechpartner

Andreas Metz
Leiter Presse und Kommunikation
Tel: 030 206167-120
A.Metz@bdi.eu

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