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Logistikregion Kaukasus – neue Schnittstelle zwischen Europa und Asien

Foto: Pixabay
26.09.2022
Durch den Krieg Russlands in der Ukraine wächst das Interesse am Transit durch den Südkaukasus nach Europa

In den letzten Wochen und Monaten hat der Kaukasus an Bedeutung für die Logistik gewonnen. Nicht nur die Zahl der Presseartikel zu diesem Thema nahm zu, auch bei dem jüngsten Gipfel der Shanghai Cooperation Organization (SCO) in Samarkand Mitte September war der Ausbau des „mittleren Transportkorridors“ ein wichtiges Thema. Vor diesem Hintergrund erwies sich die Sitzung des Ost-Ausschuss-Arbeitskreises Logistik und Verkehrsinfrastruktur am 26. September zur Rolle und den Entwicklungsperspektiven der Region als Teil des „mittleren Korridors“ als äußerst aktuell. 

Ausgehend von einer Einordnung der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung der Region Südkaukasus/Kaspisee diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Pläne, Perspektiven und Hindernisse für die Industrie- und Logistikentwicklung in der Region. Alle Länder entlang der Route sind im wirtschaftlichen Aufbruch. Neben vielen neuen Chancen und wachsendem Interesse für Industrieansiedlungen wurde aber auch deutlich, dass die Verkehrsinfrastruktur trotz enormer Zuwachsraten und geplanter Investitionen noch nicht den Anforderungen der Wirtschaft entspricht. So sind die Kapazitäten insgesamt noch zu gering, die Kosten kaum wettbewerbsfähig und die Vernetzung auf der Route unkoordiniert.  Zu transportierende Waren müssen mehrfach auf verschiedene Verkehrsträger umgeladen werden, was die Transportkosten erhöht. Nachteilig wirkt sich zudem die damit verbundene schlechte zeitliche Planbar- und Verlässlichkeit von Transporten aus. 

Alle terminkritischen Transporte werden derzeit auf der Straße abgewickelt. Dagegen wären  mehrere Wege für den mittleren Korridor wünschenswert, für die  Bahn beispielsweise die aktuell viel diskutierte Verbindung zwischen Aserbaidschan über Armenien in die Türkei. Als großes Problem gilt die geringe Abstimmung der beteiligten Länder untereinander. Durch unterschiedliche Prioritäten werden in einigen Häfen Infrastrukturen für Eisenbahnfähren entwickelt, in anderen dagegen für RoRo-Fähren für PKW- und LKW-Transporte oder für Schüttgut. Dadurch verliert die Route an Attraktivität für den Transit.

Auch ist die Containerisierung der Transporte noch ausbaufähig. Hier könnte ein länderübergreifender Integrator sicherlich die Effizienz und Attraktivität der Route befördern. Als Wunschziel wurden stabile und verlässliche Bahntransporte von China und Zentralasien nach Europa innerhalb von 30 bis 35 Tagen genannt, die dann auch einen CO2-freien Transport ermöglichen.

Trotz der bestehenden Probleme schätzten viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Aussichten der Logistikregion Kaukasus sehr positiv ein. Dies ist nicht zuletzt eine Folge des Krieges Russlands in der Ukraine und des Ausfalls anderer Routen.

Dr. Martin Hoffmann,
Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft

 

 

Ansprechpartner

Dr. Martin Hoffmann
Direktor Strategie und Research
Logistik und Verkehrsinfrastruktur
Energie und Nachhaltigkeit
T. +49 30 206167-126
M.Hoffmann@oa-ev.de

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