In der Webinar-Reihe „Pushing Eastern Europe Forward“ lud der Ost-Ausschuss am 12. November zwei renommierte Wirtschaftsexperten ein, um einen Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Mittel- und Osteuropa im kommenden Jahr 2025 zu wagen und dabei auch über mögliche Auswirkungen der Rückkehr von Donald Trump ins Amt des US-Präsidenten zu sprechen. Das Fazit: Für Schwarzmalerei gibt es keinen Anlass.
Sowohl Gunter Deuber, Bereichsleiter Volkswirtschaft und Finanzanalyse bei der Raiffeisenbank International AG (RBI), als auch Richard Grieveson, stellvertretender Direktor des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) zeichneten dabei ein tendenziell hoffnungsfrohes Bild für die Region. Für ein Katastrophenszenario sei es nach der Wahl Trumps jedenfalls zu früh, so Deuber, der für Mittelosteuropa 2025 die Fortsetzung eines „selbsttragenden Wirtschaftsaufschwungs“ erwartet. Der Außenhandel der Region entwickele sich trotz der Schwäche in Deutschland und der EU gut, die Zeit hoher Inflationsraten sei zu Ende gegangen. Dieses ermögliche nun Reallohnzuwächse und eine weiter robuste Konsumneigung, so Grieveson.
Überdurchschnittlich starke Investitionen erwartet das wiiw insbesondere in Polen, Rumänien, Tschechien, Kasachstan und Türkei sowie in Serbien, Nordmazedonien, Kroatien und Bulgarien, während Deuber aufgrund hausgemachter Probleme Risiken insbesondere für Ungarn und Rumänien sieht. Deutsche Unternehmen investierten weiter steigend in die Region. Ein wachsender wirtschaftlicher Druck der USA auf die EU könne zudem dazu führen, dass Brüssel stärker in eine Integration der Länder des Westlichen Balkans und weiterer Beitrittskandidaten in die EU investiere. Dies empfehlen jedenfalls beide Experten. Rohstoffprojekte auf dem Westbalkan oder die Produktion grüner Energie in der Ukraine könnten für neues Wachstum sorgen. Auf der Suche nach robusten und kürzeren Lieferketten sei Osteuropa ebenfalls interessant.
Gefahren für die EU und Deutschland sehen beide Experten insbesondere durch die von Trump angekündigten Strafzölle. Schon ein Zollsatz von zehn Prozent würde einer Verdreifachung der aktuellen Tarife bedeuten, mit erheblichen Auswirkungen für die europäische Industrie. Aktuell gingen rund 20 Prozent der EU-Exporte in die USA. Selten sei die EU von einem Land so abhängig gewesen. Womöglich könne man Trump durch die Steigerung von Rohstoffeinfuhren etwas besänftigen, meinte Deuber auch im Hinblick auf den großen deutschen Handelsüberschuss mit den USA von über 60 Milliarden Euro 2023. Wichtig sei es nun, klug mit Washington zu verhandeln.
Das von Jens Böhlmann, Direktor Mittelstand im Ost-Ausschuss, geleitete Webinar erreichte über 70 Interessierte. Die Powerpoint-Vorträge der beiden Experten stehen nachstehend zum Download bereit.
Andreas Metz
Leiter Public Affairs
Jens Böhlmann
Direktor Mittelstand
Grüne Transformation
T. +49 30 206167-127
J.Boehlmann@oa-ev.de
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