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Mit Steinmeier in Bulgarien

Deutsch-Bulgarisches Wirtschaftsgespräch mit Steinmeier und dem bulgarischen Präsidenten Radev in Sofia. Foto: OAOEV
05.04.2019
OAOEV-Geschäftsführer Harms begleitete den Bundespräsidenten/ Bilaterales Wirtschaftsgespräch in Sofia

OAOEV-Geschäftsführer Michael Harms war Mitglied der Wirtschaftsdelegation, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Anfang April bei seinem Besuch in Bulgarien begleitete. Am ersten Tag der Reise traf die Delegation den ehemaligen Präsidenten Rossen Plewneliew, der bis Januar 2017 Staatsoberhaupt war, und besuchte den größten bulgarischen Pharmaproduzenten Sopharma sowie Lufthansa Technik Sofia. Der Standort Sofia ist einer der globalen Hubs der Lufthansa-Techniktochter, die hier 1.000 hochqualifizierte Mitarbeiter beschäftigt und mehr als 100 Millionen Euro investiert hat.

Treffen mit zwei Präsidenten

Die AHK Bulgarien organisierte im Rahmen des Steinmeier-Besuchs ein Wirtschaftsgespräch deutscher und bulgarischer Unternehmen mit Steinmeier und seinem bulgarischen Amtskollegen Rumen Radew, bei dem OAOEV-Geschäftsführer Harms über die Rechtssicherheit im Land sprach. Weitere Schwerpunkte des Gesprächs waren die Themen Fachkräftemangel, Berufsbildung, Energie, Automobilindustrie, Gesundheitswirtschaft und ITK. In Bulgarien gibt es viele neue Investitionen deutscher Unternehmen in diesen Branchen mit einem hohen Anteil an Forschungs- und Entwicklungsleistungen. 

Laut einer aktuellen Studie der AHK Bulgarien kommen 8,3 Prozent aller Direktinvestitionen in Bulgarien aus Deutschland. Damit ist die Bundesrepublik mit Direktinvestitionen von insgesamt 3,5 Milliarden Euro der zweitgrößte Investor im Land. „Die deutsche Wirtschaft zeigt in Bulgarien nachhaltige und starke Präsenz“, sagte Präsident Radev. Über 5.000 deutsche Unternehmen seien in Bulgarien vertreten und stellten fast ein Drittel der 100 größten Investoren in Bulgarien.

Steinmeier bedankte sich für die Gelegenheit, sich mit Vertretern der deutschen und bulgarischen Wirtschaft zu treffen, und ermutigte die Wirtschaftsvertreter zu einem offenen Dialog über ihre Erwartungen zur Verbesserung des Investitionsumfelds. „Keine Frage, deutsche Unternehmen wären nicht hier, wenn Bulgarien sich nicht zu einem attraktiven Standort entwickelt hätte", sagte Steinmeier und kündigte an, dass Deutschland die Ausbildung junger Menschen im Rahmen einer dualen Berufsausbildung unterstützen wolle. 

Drängendes Thema Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel ist ein drängendes Thema, auch bedingt durch die hohe Abwanderung. Hier sind nach Einschätzung von OAOEV-Geschäftsführer Harms mehr gemeinsame Anstrengungen notwendig. Um dem Mangel an Personal im Land zu begegnen, schlugen die Unternehmensvertreter die bessere Integration von Minderheiten in den Arbeitsprozess und die Anwerbung bulgarischer Arbeitskräfte aus dem Ausland vor. Vertreter deutscher Unternehmen äußerten ihre Besorgnis über die geringe Attraktivität der dreijährigen dualen Berufsausbildung in Bulgarien. Deren offizielle Anerkennung wäre für junge Menschen motivierend.

Auf Probleme treffen deutsche Unternehmen auch beim Zugang zur öffentlichen Ausschreibungen, bei denen häufig die gleichen Firmen den Zuschlag erhielten. Bei der Reform der Justiz seien zwar Fortschritte erzielt worden, es hapere aber weiter bei der Umsetzung von Gesetzen.

Ein weiteres Thema der Diskussion war die Entwicklung der Automobilindustrie. Die Produktion von Teilen und Komponenten hat sich um ein Vielfaches erhöht. Für neue Marktteilnehmer sei Bulgarien ein vielversprechender Standort, so die Meinung der Branchenvertreter. Zu den potenziellen Wachstumstreibern gehört zudem die Digitalisierung. Das Land ist dank der Talente im Land und der guten Informatik-Ausbildung schon jetzt ein gefragtes Ziel für das Outsourcing von IT-Dienstleistungen und verfügt über eine entwickelte Startup-Szene.

Dynamisches Wachstum

Bulgariens Wirtschaft entwickelt sich dynamisch: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 Prozent. Für 2019 geht die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) von einem BIP-Wachstum von 3,4 Prozent aus. Auch der deutsch-bulgarische Handel entwickelt sich weiter dynamisch. Während die deutschen Einfuhren aus Bulgarien 2018 um 10,2 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro zulegten, kletterten die Exporte in das südosteuropäische Land um 4,7 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro.

Christian Himmighoffen
Referent Presse und Kommunikation

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