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Kirgisistan wirbt um deutsche Investoren

Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Harms (li.) begrüßte Präsident Dschaparow. Foto: Christian Himmighoffen
27.11.2024
Unternehmergespräch mit dem kirgisischen Präsidenten in Berlin/ Dschaparow und Wirtschaftsminister Amangeldijew interessiert an deutschem Engagement

Unter den fünf zentralasiatischen Staaten belegt Kirgisistan mit seinen gut sieben Millionen Einwohnern den dritten Platz im deutschen Handel mit der Region und steht damit im Schatten seiner größeren Nachbarn Kasachstan und Usbekistan. Der deutsche Handel mit dem Land an der Grenze zu China belief sich in den ersten neun Monaten 2024 auf knapp 566 Millionen Euro – mit Kasachstan handelt Deutschland fast das Dreizehnfache.

Um hier zumindest etwas Boden gut zu machen, traf sich Staatspräsidenten Sadyr Dschaparow am 27. November bei seinem Berlin-Besuch auf Einladung des Ost-Ausschusses mit deutschen Unternehmen, um Perspektiven der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Kirgisistan und Deutschland auszuloten. Mit dabei hatte der Präsident eine stattliche kirgisische Delegation, zu der auch Wirtschaftsminister Sabyrbek Amangeldijew gehörte.

Deutschland unter den Top Fünf bei Investitionen

Präsident Dschaparow hob hervor, dass Deutschland zu den wichtigsten Investoren in seinem Land gehöre und er die Partnerschaft weiter ausbauen möchte. Mit einem Wirtschaftswachstum von über neun Prozent in den ersten zehn Monaten 2024 und den jüngsten wirtschaftspolitischen Reformen biete Kirgisistan attraktive Bedingungen für internationale Unternehmen. „Deutschland gehört zu den Top Fünf bei ausländischen Direktinvestitionen und wir möchten diese Position stärken“, sagte der Präsident. „Deutsche Technologie und Expertise sind für uns von unschätzbarem Wert“.

Die kirgisische Regierung habe in den letzten Jahren wichtige Schritte zur Verbesserung des Investitionsklimas gemacht. Neue Gesetze schützten demnach die Rechte von Privatunternehmen und sähen strenge Sanktionen bei Verstößen vor. Zudem existierten Investitionsschutzabkommen mit 30 Ländern, darunter Deutschland, die ausländischen Unternehmen rechtliche Sicherheit bieten.

Wirtschaftsminister Sabyrbek Amangeldijew gab einen detaillierten Überblick über die kirgisische Wirtschaft und stellte die Reformen vor, mit denen Kirgisistan die Rahmenbedingungen für Unternehmen verbessern will. So vereinfacht ein neues Steuersystem die Unternehmensbesteuerung. Amangeldijew betonte auch die Bedeutung der Fachkräfteentwicklung. In Zusammenarbeit mit Deutschland sollen Programme zur Ausbildung von Deutschlehrkräften sowie zur Entwicklung von Lehrmaterialien vorangetrieben werden. Dann könnte auch Deutschland künftig von kirgisischen Fachkräften profitieren. Immerhin sind 70 Prozent der Bevölkerung im Erwerbsalter.

Infrastruktur als Schlüssel zur wirtschaftlichen Integration

Ein Schwerpunkt der wirtschaftlichen Strategie Kirgisistans liegt auf der Energieversorgung. Das überwiegend gebirgige Land verfügt über ein enormes Potenzial für die Erzeugung von Energie aus Wasserkraft. Große Projekte wie das Wasserkraftwerk Kambar Ata 1 bieten auch deutschen Unternehmen Beteiligungsmöglichkeiten. Es handelt sich um einen der weltweit größten Staudämme mit einer geplanten Höhe von 275 Metern und einer Leistung von 1.860 MW, dessen Kraftwerk jährlich etwa 5,6 Milliarden Kilowattstunden Strom generieren soll. Das Projekt soll dazu beitragen, Kirgisistans Energieversorgung zu sichern und es in die Lage versetzen, Strom in die Nachbarländer zu exportieren

Ein weiteres zentrales Thema ist für Kirgisistan als Land ohne Hochseezugang der Ausbau der Verkehrs- und Logistikinfrastruktur. Die geplante neue Eisenbahnlinie von China über Kirgisistan und Usbekistan nach Europa – ein wichtiger Bestandteil der eurasischen Kontinentalbrücke – soll die Transportwege nach Europa erheblich verkürzen. Dschaparow lud deutsche Logistiker dazu ein, sich an dem Projekt zu beteiligen. Parallel dazu sollen mehrere neue Logistikzentren an der Grenze zu China entstehen. Nach Einschätzung von deutschen Logistikern sind die Projekte vor allem für den Handel in der Region förderlich.

Kirgisistan setzt auf natürliche Ressourcen

Kirgisistan setzt zudem auf seine reichen natürlichen Ressourcen, darunter Gold, Kohle und andere wichtige Bodenschätze. Der Bergbau ist daher ein zentraler Wirtschaftszweig. Auch die Landwirtschaft bietet zahlreiche Perspektiven für deutsche Technologie und Know-how. Ein weiterer Wachstumssektor ist der Tourismus. Mit seinen imposanten Gebirgszügen, darunter der Tien Shan, will Kirgisistan Bergsteiger, Skifahrer und Naturfreunde anlocken. Großprojekte wie das Skiresort „Three Peaks“ sollen jährlich bis zu 850.000 internationale Touristen anziehen.

Deutsche Unternehmen spielen in einzelnen Branchen bereits eine wichtige Rolle, etwa in der Landwirtschaft, der Baustoff- und Glasherstellung, Logistik, Energie und Bildung. Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms, der das Unternehmergespräch mit dem Präsidenten moderierte, kündigte eine Delegationsreise nach Kirgisistan für 2025 an. „Wir sind offen für den Dialog mit der deutschen Wirtschaft und freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit“, bekräftigte Präsident Dschaparow abschließend.

Christian Himmighoffen
Leiter Presse und Kommunikation
 

Kontakt

Christian Himmighoffen
Leiter Presse und Kommunikation
T. +49 30 206167-122
C.Himmighoffen@oa-ev.de

 

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