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Rasantes Reformtempo in Albanien

15.11.2008

Berisha in Berlin / Deutsch-Albanische Branchenkonferenz in Tirana

„Wir sind ein kleines Land mit großen Möglichkeiten.“ So charakterisiert Premierminister Sali Berisha sein Land Albanien. Der Oktober stand im Zeichen des 20. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Albanien. Dazu gab es eine Reihe von Veranstaltungen unter Beteiligung des Ost-Ausschusses, darunter die Deutsch-Albanische Branchenkonferenz 2008 in Tirana (20. bis 22. Oktober) mit den Schwerpunkten Energie, Umwelt und Bauen und der Besuch einer albanischen Delegation in Berlin am 8. Oktober. Berisha warb in Gesprächen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und deutschen Unternehmern um ein verstärktes deutsches Engagement in Albanien. Begleitet wurde der Premierminister von Außenminister Lulzim
Basha und Finanzminister Ridvan Bode.

Bei einem abendlichen Empfang in der Vertretung der Hansestadt Hamburg in Berlin berichtete Berisha von „sehr großen Veränderungen“ in seinem Land. So sei es seiner Regierung gelungen, mit „null Toleranz gegen organisierte Kriminalität“ in den vergangenen vier Jahren über 200 kriminelle Vereinigungen vor Gericht zu bringen und die Kriminalitätsrate in Albanien unter den europäischen Durchschnitt zu drücken. Gleichzeitig sei die Zahl der  ausländischen Touristen von 300.000 auf über zwei Millionen im Jahre 2007 gestiegen. Auch der Kampf gegen Korruption habe sehr klare Ergebnisse gebracht. So habe Albanien im Ranking von Transparency International nun 95 Länder hinter sich lassen können. Derzeit rangiert das Land an Position 85. „Unser Ziel ist es, unter die besten 20 Länder zu kommen“, betonte Berisha, der sich in der Heimat derzeit allerdings selbst Korruptionsvorwürfen ausgesetzt sieht.

In Berlin kündigte Berisha eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Reformen an, um noch mehr ausländische Investoren ins Land zu holen. „Albanien soll zum liberalisiertesten Land der Welt werden, das ist mein Ziel.“ Zu den Reformen der vergangenen Jahre gehörten massive Steuersenkungen. So wurde die Einkommenssteuer von 25 auf 10 Prozent reduziert und eine niedrige Flat-Rate für Unternehmensgewinne eingeführt. Die Kosten für die Registrierung eines Unternehmens seien von 3000 Euro auf ein Euro gesenkt worden, der Genehmigungsprozess dauere nur noch 30 Minuten. In der Summe nehme der Staat nun über drei Milliarden Euro mehr ein, als zu Zeiten hoher Steuern, weil die
Zahlungsmoral und die Wirtschaftsaktivitäten zugenommen hätten.

Große Entwicklungschancen sieht Berisha für die Tourismusindustrie des Landes und für erneuerbare Energien. Über 400 Wasserkraftwerke könnten im Land gebaut werden, die lange Küstenlinie sei für Windkraft prädestiniert. Berisha setzt aber auch auf Nuklearenergie. Zudem gebe es im Land Vorkommen von Chrom, Nickel, Kupfer und Eisen.
Der Premier hielt am 21. Oktober auch die Eröffnungsansprache bei der Deutsch-Albanischen Branchenkonferenz. Hier vertrat Wolfgang Straßburg, Vice President RWE AG, den Ost-Ausschuss. In seinem Grußwort lobte Straßburg den
temporeichen Modernisierungsprozess in Albanien und erinnerte daran, dass die Weltbank das Land nach Aserbaidschan zum „Top-Reformer“ 2008 gekürt habe.

Für das laufende Jahr wird in Albanien ein Wirtschaftswachstum von elf Prozent erwartet. Im Jahr 2007 lag der Handelsumsatz mit Deutschland bei 180 Millionen Euro. Die deutschen Exporte stiegen damals um 19 Prozent auf 144 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2008 nahmen die deutschen Ausfuhren um 20 Prozent zu. Zu den wichtigsten Investoren zählt der Baukonzern Hochtief, der an der Modernisierung des Flughafens Tirana mitwirkte und an der  Betreibergesellschaft Anteile hält. Aktuell prüft der Hamburger Hafen eine Beteiligung am Hafen von Durres.

Andreas Metz
Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft

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