Direkt zum Inhalt

Mittelstand und Lokalisierung

06.10.2016
Reger Austausch beim Unternehmerkongress Deutschland-Russland in Berlin

Am 6. Oktober 2016 fanden in Berlin der 6. Unternehmerkongress Deutschland-Russland und die 9. Jahreskonferenz „Recht in Russland“ statt. Das jährliche Treffen von Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verbänden aus beiden Ländern wurde von der Wegweiser GmbH in Zusammenarbeit mit dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, der Botschaft der Russischen Föderation in Deutschland, der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer sowie der Handels- und Industriekammer der Russischen Föderation organisiert.

Der Vorsitzende des Ost-Ausschusses Wolfgang Büchele definierte in seinem Grußwort zwei wichtige Themenfelder in der deutsch-russischen Zusammenarbeit: Die Förderung des Mittelstands sowie die gemeinsame Gestaltung der bevorstehenden digitalen Revolution in der Wirtschaft. „Ein entscheidender Faktor kann und wird der Mittelstand sein, wenn sich für ihn die Bedingungen in Russland weiter verbessern und wenn deutsche mittelständische Unternehmen faire Marktzugangsbedingungen erhalten. Die Bereitschaft für ein Engagement ist da und wir haben das bereits vielfach gezeigt. Mit der Digitalisierung gibt es zudem ein Mega-Thema, bei dem wir zusammenarbeiten und gemeinsame Standards setzen können.“, sagte Büchele zur Eröffnung vor den 150 Konferenzteilnehmern.
 
Im Rahmen des Kongresses fanden verschiedene Round-Table-Diskussionen sowie Workshops statt, bei denen die Teilnehmer aus Politik und Wirtschaft ihre Standpunkte austauschten. Ein Schwerpunkt des diesjährigen Kongresses lag vor dem Hintergrund der russischen Wirtschaftskrise auf einem neuen Wirtschaftsprogramm für die Zeit nach den Präsidentschaftswahlen in Russland sowie auf der Verwaltungsreform.
 
Der Leiter der Kontaktstelle Mittelstand für Russland im Ost-Ausschuss Jens Böhlmann moderierte eine Runde zum Thema „Deutsch-Russische Mittelstandkooperationen: Know-how und Innovationstransfer“. Dabei gab es durchaus positive Einschätzungen zur Mittelstandentwicklung sowie den Lokalisierungsprozessen in Russland. Elena Semenowa, Geschäftsführerin des Innovationsunternehmens „Phoenix Contact RUS“ bezeichnete die Kooperation mit russischen Partnern sowie die Produktion in eigenen Filialen auf dem russischen Markt als erfolgreich. In der Diskussion verwies Kirill Petrow, Gründer des Maschinenbauers „Lipetzkoje stankostroitelnoe predprijatije“, auf die entscheidende Rolle der mittelständischen Unternehmen für die Wirtschaft, die in Russland mit verschiedenen Maßnahmen unterstützt würden. Als eine Form der staatlichen Hilfe für Privatinvestoren gibt es um steuerliche Vergünstigungen vom Staat. In manchen Fällen kann so die Steuerlast bis auf null Prozent gesenkt werden.
 
„Bei der Lokalisierung“ sieht Michail Wolkow, Generaldirektor von „Schaeffler Manufactaring Rus“, „ein großes Potenzial auf dem russischen Markt“. Laut Wolkow müssen in Russland noch bessere Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Lokalisierungsprozess geschaffen werden, die sich an der Entwicklung der lokalen Partner sowie an einem langfristigen Denken orientieren sollten. Bezüglich des rechtlichen Rahmens für mittelständische Unternehmen sprach sich der Generaldirektor von RTF Wadim Kulikow für gleiche Regeln für alle einheimischen und ausländischen Unternehmen aus.
 
In der Abschlussdiskussion unter dem Motto „Wirtschaft baut Brücken“ wünschte sich Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms eine „Normalisierung“ der bilateralen Beziehungen und lobte die Unterstützung der Bundesregierung für Großprojekte mit möglicher deutscher Beteiligung wie die geplante Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Moskau und Kasan. Zugleich sprach er Mängel bei der derzeitigen Ausgestaltung der Lokalisierungspolitik an: „Ich habe kein Problem damit, dass Russland seine Wirtschaft unterstützt“, sagte Harms: „Wie es gemacht wird, ist das Problem.“ Dabei kritisierte er unter anderem die administrativen Regeln der Lokalisierung und die fehlende Gleichbehandlung in- und ausländischer Investoren.
 
Insgesamt hat der 6. Unternehmerkongress Deutschland-Russland zur weiteren Netzwerkbildung beigetragen und trotz schwieriger politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen die Grundlage für weitere Kooperationen gelegt.
 
Raliya Ostendorf
Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft
 

Diese Seite teilen: