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Land auf der Überholspur

03.06.2014

Georgien präsentiert sich in Berlin als Geheimtipp für Investoren

Mit einer beeindruckenden Delegation, bestehend aus dem Premierminister, dem Vize-Premierminister, der Außenministerin, dem Infrastrukturminister, dem Landwirtschaftsminister und vielen Unternehmensvertretern präsentierte sich Georgien am 2. Juni in Berlin als aufstrebender Investitionsstandort.

Das Georgisch-Deutsche Wirtschaftsforum lockte rund 100 Zuhörer ins Berliner Hotel Ritz Carlton. Eingeladen hatten der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, die georgische Investitionsagentur und die Botschaft Georgiens. 

Mit beherzten Reformen und einem entschiedenen Kampf gegen Korruption hat sich Georgien im vergangenen Jahrzehnt den Ruf eines der wirtschaftsfreundlichsten Länder erarbeitet. In seiner Eröffnungsrede erinnerte der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Eckhard Cordes an den aktuellen Doing Business Report der Weltbank, der Georgien unter 189 Ländern an achter Stelle platziert, weit vor allen anderen osteuropäischen Ländern und immerhin 13 Plätze vor Deutschland. Vor nicht einmal zehn Jahren hatte Georgien noch an 112. Stelle gelegen. „Georgien macht uns vor, wie man ambitionierte Wirtschaftsreformen durchführt“, so Cordes.

Premierminister Irakli Garibashvili warb entsprechend selbstbewusst um Investoren: „Investieren wird in Georgien für Sie so sicher sein, wie in jedem westeuropäischen Land.“ Gleichzeitig aber seien die Wachstumschancen höher und die Steuerbelastung und Lohnkosten niedriger als in der EU. Große Hoffnungen verbindet Georgien mit der für Ende Juni geplanten Unterzeichnung eines Assoziierungs- und Freihandelsabkommens mit der EU. Premier Garibashvili sprach von einem „historischen Moment“ für sein Land, der es ihm ermögliche, sein Potenzial als Wirtschaftsstandort voll auszuschöpfen. Bereits heute sei Georgien über eine Freihandelszone mit der Türkei und den GUS-Ländern verbunden und habe damit Zugang zu einem Markt von 450 Millionen Verbrauchern. Hinzu käme nun noch der EU-Markt mit über 500 Millionen Konsumenten.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, der die Bundesregierung vertrat, nannte Georgien einen „Anker der Stabilität“ im Kaukasus. Bislang investierten 230 deutsche Unternehmen in Georgien, gerade die georgische Landwirtschaft und der Bereich der Erneuerbaren Energien haben großes Potenzial.

Dass sich ein Engagement in Georgien auszahlen kann, verdeutlichte der Vortrag von Andreas Kern, Vorstandsmitglied der HeidelbergCement AG. Der Baustoffhersteller hat seit 2006 bislang über 275 Millionen US-Dollar in Georgien in verschiedene Produktionsstandorte investiert und damit auf dem georgischen Markt deutsche Standards etaliert. „Seit wir da sind, haben sich die Geschäftsbedingungen kontinuierlich verbessert“, betonte Kern. Weitere 100 Millionen US-Dollar wolle man bis 2018 in neue Kapazitäten investieren. Die Nachfrage sei vorhanden. Dafür sprechen auch die aktuellen Zahlen: Im ersten Quartal 2014 wuchs das georgische Bruttoinlandsprodukt nach Angaben des Premierministers um 7,4 Prozent. Der deutsch-georgische Handel konnte im selben Zeitraum um 13,5 Prozent zulegen. Mit einem Volumen von 460 Millionen Euro 2013 ist er allerdings noch sehr ausbaufähig.

Große Pläne hat Georgien mit Wasserkraftwerken in den Bergen des Kaukasus. In der von Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Rainer Lindner moderierten Diskussionsrunde zu Investitionsmöglichkeiten in einzelnen Sektoren, verwies die stellvertretende Energieministerin Mariam Valishvili auf insgesamt 20 Wasserkraftwerke, die in Planung seien. Georgien wolle in den nächsten Jahren verstärkt grünen Strom ins Ausland liefern. Die Infrastruktur sei vorhanden. Große Sprünge plant das Land auch im Tourismussektor, wie Giorgi Pertaia, Direktor der nationalen Investitionsagentur ausführte. Während sich im Jahr 2005 erst 600.000 Touristen für das Land begeisterten, kletterte diese Zahl 2013 bereits auf 5,4 Millionen. In diesem Tempo soll es weiter gehen. Dafür wolle man intensiv in den Straßenbau investieren, wie Elguja Khokrishvili, der Minister für Infrastruktur  und Regionalentwicklung erläuterte.

Landwirtschaftsminister Shalva Pipia berichtete schließlich von der 8000-jährigen Weinanbautradition des Landes. Über 500 einheimische Weinsorten warteten darauf, den europäischen Markt zu erobern. Daneben hat sich Georgien auf den Export von Mineralwasser aus dem Kaukasus und von Haselnüssen spezialisiert. Insgesamt trägt die Landwirtschaft immerhin 9,3 Prozent zum georgischen Bruttoinlandsprodukt bei.

Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Rainer Lindner fasste sich am Ende der Präsentationen voller beeindruckender Zahlen und Fakten sehr kurz: „Investieren Sie in Georgien, es lohnt sich.“

Andreas Metz
Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft

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