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Eine der ältesten Kulturnationen der Welt stellt sich vor

28.08.2017

Interview mit dem georgischen Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland Lado Chanturia

Exzellenz, welche Inhalte hat das Deutsch-Georgische Jahr und welche Hoffnungen verbinden Sie mit ihm?

Geplant sind über 130 Veranstaltungen aus den Bereichen Kultur, Politik und Wirtschaft. Eines der Highlights war die festliche Eröffnungszeremonie im Weltsaal des Auswärtigen Amtes mit den Reden der beiden Außenminister Sigmar Gabriel und Mikheil Janelidze. Ebenso beeindruckend war das Gala-Konzert des Symphonischen Orchesters Tbilisi in der Berliner Philharmonie am 7. Januar. Diese beiden Ereignisse waren nur der Anfang eines ganzen Jahres mit spannenden Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Buchpräsentationen, Musik- und Filmwochen. Im Jahr 2018 übernimmt Georgien die Rolle des Gastgebers der Frankfurter Buchmesse. Dieses Ereignis bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit, die georgische Literatur, ihre junge Künstlerszene sowie die Kulturveranstaltungen und Entwicklungen einer der ältesten Kulturnationen der Welt hervorzuheben.

Wie schätzen Sie den aktuellen Stand der deutsch-georgischen Wirtschaftsbeziehungen ein?

Deutschland spielte in den letzten 25 Jahren eine entscheidende Rolle bei der Umwandlung Georgiens in einen modernen europäischen Staat. Ich freue mich sehr, dass wir im Jahr 2016 eine Erhöhung der Ausfuhren nach Deutschland von 13 Prozent verzeichnen konnten. Die deutschen Direktinvestitionen in Georgien wuchsen um 24 Millionen Dollar. In Georgien sind viele deutsche Unternehmen wie Heidelberg-Zement, Knauf, Henkel oder Caparol erfolgreich. Für uns ist es von höchster Priorität, Georgien für deutsche Unternehmen attraktiver zu machen. Aktuell konzentrieren wir uns auf die Entwicklung der beruflichen Bildungssysteme. Deutschlands Duales Ausbildungssystem nehmen wir uns dabei zum Vorbild. Ich glaube fest daran, dass Georgien mit seiner liberalen Marktwirtschaft, mit der Position als Regional- und Transitdrehscheibe, mit dem Freihandelsabkommen mit der EU und dem kürzlich abgeschlossenen Freihandelsabkommen mit China, hervorragende Möglichkeiten bietet, Geschäftsbeziehungen aufzunehmen und zu investieren.

Welche Branchen könnten für deutsche Unternehmen in Georgien besonders interessant sein?

Ausländischen Direktinvestoren interessieren sich besonders für die Verkehrsinfrastruktur, Manufacturing, Landwirtschaft, Energie und Tourismus. Der georgische Energiesektor ist aufgrund der großen Wasserkraftressourcen und des Infrastrukturausbaus besonders attraktiv. Derzeit werden nur 30 Prozent der bestehenden Wasserkraft-Erzeugungskapazitäten genutzt. Darüber hinaus besitzt Georgien die Möglichkeit, andere erneuerbare Energiequellen wie Wind und Solar zu nutzen. 2017 plant Georgien die zweite Windkraftanlage (WPP) und das erste Solarkraftwerk (SPP) zu entwickeln. Die georgische Regierung hat mit einem deregulierten Stromsektor und einem vereinfachten Verfahren für den Erwerb notwendiger Genehmigungen und Lizenzen bereits ein Investoren-freundliches Umfeld eingerichtet. Aufgrund der geographischen Lage ist Georgien eine regionale Energiedrehscheibe. Ebenfalls erwähnen möchte ich, dass Georgien einen zehnjährigen Netzentwicklungsplan genehmigt hat, der die Rehabilitation bestehender Netze und die Umsetzung neuer Projekte vorsieht. Mit über 12.000 historischen und kulturellen Denkmäler und hunderten von Resorts, 84 Schutzgebieten und UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten gehört zudem der Tourismus zu dem am schnellsten wachsenden Sektoren in Georgien.

Welche Rolle spielt das Assoziierungsabkommen (DCFTA) mit der EU für die Wirtschaft?

Die DCFTA eröffnet Georgien die Möglichkeit, sich schrittweise in den EU-Binnenmarkt zu integrieren. Es erleichtert den Export, erhöht die Attraktivität des Landes für ausländische Direktinvestitionen, bringt moderne Technologie und schafft neue Arbeitsplätze und Perspektiven für die georgische Bevölkerung. Unmittelbar ermöglicht uns das DCFTA den Zugang zu einem Markt mit 500 Millionen Verbrauchern ohne mengenmäßige Beschränkungen. Die Angleichung an europäische Normen und Vorschriften wird die Wettbewerbsfähigkeit der georgischen Produkte weiter erhöhen, um diese in die EU und andere internationale Märkte zu exportieren. Als Binnenmarkt ist die Europäische Union bereits zum größten Handelspartner Georgiens geworden. Seit Verabschiedung des DCFTA haben sich die Exporte von einigen georgischen Produkten, zum Beispiel Haselnüsse, Kupfer, Erdöl, Honig, Fischprodukte, verdoppelt oder sogar verdreifacht. In den ersten sechs Monaten 2017 stieg der Handelsumsatz mit der EU im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,9 Prozent - die Ausfuhren in die EU stiegen insgesamt um 30,4 Prozent an.

Lado Chanturia wurde 1963 im georgischen Jvari geboren, habilitierte an der Staatlichen Universität Tiflis über deutsches Recht und vertritt sein Land seit Februar 2014 in Berlin.

Die Fragen stellte Christian Himmighoffen

Ansprechpartner

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Christian Himmighoffen
Referent Presse und Kommunikation
Tel.: 030 206167-122
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